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Warum war Windows 95 besonders und hat Windows 96 den Verkaufsstart gebremst?

Update: 04.10.2023 | Erstellt: 18.12.2022 von creopard

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Warum war Windows 95 besonders und hat Windows 96 den Verkaufsstart gebremst?
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Bild: news.microsoft.com/de-de/25-jahre-windows-95/

Zum offiziellen Verkaufsstart von Windows 95 am 24. August 1995 begann in den USA (dank des grandiosen Marketings) ein regelrechter "Run" auf die Ladengeschäfte. Die öffneten dafür extra um 0:00 Uhr, um von der wartenden Kundschaft die Windows 95 Schachteln aus den Händen gerissen zu bekommen.

Aber wie kam Windows 95 in Deutschland an?

Trotz aller Marketingmaßnamen war die Stimmung gegenüber Windows 95 in Deutschland verhalten. Die Euphorie aus den USA schwappte nicht nach Deutschland über. Aber woher kamen diese unterschiedlichen Reaktionen auf das gleiche Produkt?


Microsoft begeisterte anscheinend die Anwender in der ganzen Welt für sein neues Betriebssystem Windows 95 mit der berühmten "Start Me Up"-Kampagne. Das Marketing für ein Softwareprodukt mit einem Budget von rund $200 Millionen Dollar war für die damalige Zeit unglaublich.

Im Rahmen dieser Einführungskampagne zahlte Microsoft alleine der Rockband "The Rolling Stones" etwa $3 Millionen Dollar an Lizenzgebühren, um den zur Kampagne passenden Song "Start Me Up" (von 1981) sechs Monate lang verwenden zu dürfen.

Quelle: Bob Herbold talks about Bill Gates and Mick Jagger (Audio-Clip):


Dieser Song sollte das neu erschaffene Windows 95 "Startmenü" nochmals kräftig hervorheben:

Das Marketing funktionierte so gut, dass tausende Menschen in Amerika vor den Einzelhandelsgeschäften Schlange standen, um es zu kaufen. Somit war Windows 95 in den USA die erfolgreichste Software-Einführung in der Geschichte.

Warum riss dieser Siegeszug die deutsche Kundschaft nicht auch von Anfang an mit?

Der deutsche Verkaufsstart von Windows 95 am 5. September 1995 verlief nicht zuletzt aufgrund des deutschen Ladenschlussgesetzes wesentlich ruhiger als in den USA. Der deutsche Veröffentlichungstermin war wohl nicht zufällig gewählt, sondern begann kurz nach dem Ende der "Internationalen Funkausstellung" (IFA) 1995. Dort wurde seitens Microsoft (wie auch auf der der CeBit im März 1995) noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt.
Der offizielle Verkaufspreis einer Vollversion lag bei ca. DM 400.- und für eine Updateversion bei ca. DM 200.- (Installationsvoraussetzung: Windows ab 3.0, MS-DOS ab 3.1 oder OS/2 ab Version 2.0).

Im Vorfeld des deutschen Windows 95 Verkaufsstarts gab es hierzulande bereits viel negative Presse über Microsoft und das neue Windows selbst:

  • Auf der IFA 1995 hat der damalige Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) "anlässlich der Markteinführung von "Windows 95" klargemacht, dass Europa an der Sicherung des Wettbewerbs auch auf dem Computermarkt ein hohes Interesse hat. Einer möglichen Monopolisierung des Marktes der Betriebssysteme von Computern durch Microsoft müsse Einhalt geboten werden." [welt.de / 25.08.1995]
    Trivia: Eine Neuheit auf der IFA 1995 ist das erstmalige Auftreten von Computerfirmen wie Acer, Compaq, Microsoft, Vobis, Apple, uva.
    Zur Cebit 1995 ist der damals 39-jährige Bill Gates noch persönlich angereist und wurde mit einem Helikopter direkt auf das Messegelände Hannover geflogen, um das neue Windows zu promoten.

  • Die Verkaufszahlen lagen in Deutschland weit hinter den Erwartungen. "In Deutschland produzierte die massive Windows-95-Werbekampagne bislang keine sensationellen Verkaufszahlen. Zwar konnte Microsoft beinahe 100 000 Stück in den ersten fünf Tagen an die Endkunden bringen - fast ausschließlich Updates." [heise.de / 12.10.1995]
    "Die Kunden sind vom Wettrüsten im Computerbereich müde und fragen sich eben, brauch' ich das überhaupt. [...] Noch zurückhaltender als die Privatkunden reagieren die professionellen Anwender. [...] nirgendwo in den Großbetrieben sehen die EDV-Leiter einen Grund, rasch auf das neue Betriebssystem umzusteigen." [spiegel.de / 10.09.1995]

  • Kurz nach Verkaufsstart 1995 wurden im Oktober auch erste Gerüchte laut, es könne bald ein "Windows 96" (aka "Windows Nashville") und danach noch ein "Windows 97" veröffentlicht werden und man solle erst mal abwarten. Eine Vorabversion von Windows 96 (Build 4.10.999) kursierte etwas später auch im Internet, wurde aber nie offiziell veröffentlicht. Viele Features daraus gingen im späteren Windows 98 auf.

  • Der WDR Computer Club attestierte im August 1995 ebenfalls, dass Windows NT und OS/2 als echte 32-bit Betriebssysteme dem neuen Windows 95 zwar überlegen wären, aber aktuelle Hard- und Software in der breiten Masse (noch) nicht verfügbar sei. Ebenfalls wurde vor einem möglichen "Windows 96" und gar "Windows 97" gesprochen und dass man beim Kauf von Windows 95 noch abwarten solle:

Die deutschen Kunden waren trotz aller Neuerungen zu Anfang wesentlich verhaltener und reagierten mit einer gewissen Skepsis auf das neue Windows, auch wenn es trotzdem in aller Munde war.

Die Kunden hierzulande und in den USA merkten zwar, dass Windows 95 ein wichtiger Meilenstein war, aber haben sie auch verstanden, warum?
Was war das wirklich Interessante an der Produkteinführung von Microsoft? - Es war in der Lage, Leute zu fesseln, die offenbar gar nicht wirklich wussten, was vor sich ging.
Trivia: Es soll auch Leute gegeben haben, die Windows 95 kauften, ohne einen PC besessen zu haben. Außerdem existieren Zahlen vom Microsoft PR-Team, die angaben, dass während der Entwicklung 2.283.600 Tassen Kaffee und 2.200 kg (4,850 lbs) Popcorn konsumiert wurden.
Bill Gates verriet in einer Frage & Antwort Runde vom 1. August 1995 auf seiner damaligen Homepage zur Frage "Will I have to upgrade my computer to run Windows 95?", dass für den Betrieb von Windows 95 ein 386er mit 4 MB RAM ausreiche, er aber 8 MB RAM empfehle. Sein Laptop hingegen hätte 12 MB RAM. Die Antwort suggerierte, dass er ebenfalls einen 386er (Laptop) nutze, da er nur auf den RAM aber nicht auf die verwendete CPU einging. Aber aus der Frage & Antwort Runde vom 11. April 1995 geht hervor, dass er einen 486er Laptop besaß.

Der scheinbar immerwährende Einfluss des Betriebssystems Windows 95 lässt sich im Grunde auf drei Dinge zurückführen:

  1. brillantes Marketing - trotz Kritik
  2. innovative Funktionen
  3. der richtige Zeitpunkt


Es ist und war relativ einfach, Windows 95 als revolutionäres Stück Software zu übersehen - selbst zu jener Zeit.

1. Brillantes Marketing - trotz Kritik

windows-95-box-sprachen
Bild: https://news.microsoft.com/de-at/features/die-geschichte-von-windows/

Das schiere Massenmarketing hat ihm sogar viel Kritik eingebracht, insbesondere von Apple-Anwendern. Viele von ihnen mokierten sich über die Funktionen, mit denen Windows 95 prahlte und gaben ihm spöttisch den Spitznamen "Macintosh 87". Sie behaupteten nämlich, dass Macintosh viele Features fast ein Jahrzehnt zuvor erfunden hätte. Und sie lagen tatsächlich nicht allzu weit daneben. Eine neue Funktion in Windows 95 erlaubte es den Anwendern, Dateien mit bis zu 255 Zeichen zu benennen. Eine enorme Verbesserung gegenüber der vorherigen Beschränkung auf 11 (8+3) Zeichen. Der Macintosh unterstützte bereits seit seiner Markteinführung im Jahr 1984 Dateinamen mit bis zu 31 Zeichen Länge. Und obwohl 255 Zeichen viel mehr waren, wurde diese Länge, in Anbetracht der Tatsache, dass Dateinamen mit einer Länge von mehr als 120 Zeichen zu dieser Zeit äußerst ungewöhnlich waren, als fast unrealistisch angesehen. Apple-Anwender hielten dies für übertrieben und für eine unnötige Erweiterung einer Funktion, die Apple zuerst eingeführt hatte. Im Grunde war dies ein Feature, die der Macintosh schon seit über 10 Jahren hatte, zusammen mit einer ähnlich aussehenden Benutzeroberfläche, die auch ähnliche Symbole verwendete.

Letztendlich wurde es durch Macintosh von Xerox kopiert und Windows hat es danach seinerseits einfach übernommen. Aber das hat die Apple-Anwender damals nicht davon abgehalten, Windows 95 eine schlechte PR zu verpassen. Aber Microsofts unglaubliche Werbung ist ein Beweis dafür, warum sich die Leute immer noch für Windows 95 und nicht für das bereits existierende macOS entschieden haben. Windows 95 war dem Macintosh ähnlich, aber das Marketing verlieh Windows 95 mehr Persönlichkeit.

Die Computerbranche hatte in den 1990er Jahren die interessante Aufgabe, so nahbar wie möglich zu werden. Sie sollte sich von einer Nischengemeinschaft in etwas verwandeln, das jeder tat. Computer sollten bald so sympathisch und unterhaltsam sein wie Autos oder das Fernsehen. Und Windows 95 war in vielerlei Hinsicht der Hebel, dieses Ziel auch zu erreichen.

Die Werbespots waren fröhlich, aufregend und sprachen die Massen an, indem sie sich auf die Popkultur der damaligen Zeit bezogen.

Beispielsweise mit einem VHS-Video "Windows 95 Lernkurs" mit Jennifer Aniston und Matthew Perry, die seinerzeit aus der damaligen TV-Serie "Friends" sehr bekannt waren. Das Hauptaugenmerk des Kurses lag auf der Einfachheit des Betriebssystems und darauf, wie viel der Anwender mit wenig Aufwand erreichen konnte.

Aus heutiger Sicht mag dieses Video etwas kitschig sein, traf aber damals den Zahn der Zeit.

2. Innovative Funktionen

In Wirklichkeit unterschied sich Windows 95 anfangs gar nicht so sehr von seiner Vorgängerversion Windows 3.11. Wegen seiner vollständigen 16-Bit-Kompatibilität zu Windows 3.11 und MS-DOS unter gleichzeitiger Verwendung der neuen 32-Bit-Architektur, kam es aufgrund dieses Kompatibilitätsansatzes oft zu Abstürzen bei inkompatibler Software.

Die Optik war neu, aber unter der Haube lief prinzipiell die gleiche Technik. Windows 95 lief auch auf MS-DOS und stellte im Grunde nur ein MS-DOS mit einem schicken Outfit dar. Der einzige Unterschied war, dass MS-DOS standardmäßig Windows gebootet hat, so dass man es nicht direkt bemerkte.

Das wurde in der Werbung natürlich nicht thematisiert. Die Werbung heizte die Leute auf und ermutigte sie, sich mit dem Windows 95 Hype zu befassen. Auch diejenigen, die gerade erst mit Computern anfingen und noch keine Erfahrung mit ihnen hatten. Daher wussten viele wahrscheinlich nicht mal genau, warum sie es haben wollten, sondern nur, dass dies der Beginn von etwas Großem sein musste und dass dieses Produkt bald ihr Leben auf die eine oder andere Weise bereichern könnte.

Kann man das Gleiche über den Macintosh im Jahr 1995 sagen?
Abgesehen von der Kritik, dass es den Macintosh nur kopiert, hatte Windows 95 tatsächlich einige neue Funktionen, die sich für die damalige Zeit als innovativ erwiesen:

Das Startmenü

Am bemerkenswertesten ist natürlich das Startmenü, das Hauptthema aller Werbespots für Windows 95. Das war DIE große Neuerung, da es vor allem den Unterschied bei der Organisation ausmachte. Das Startmenü war im Wesentlichen der Mittelpunkt des Computers. Alle Dateien, Anwendungen und Systemkonfigurationen waren nur ein paar Mausklicks entfernt. Dies war eine große Verbesserung gegenüber dem vorherigen Windows 3.1, bei dem die Anwender ein Tool namens "Programm-Manager" verwenden mussten, das viel umständlicher war. Dieses neue Startmenü und der Windows Explorer, eine weitere neue Funktion, machten den Programm-Manager überflüssig. Die Navigation auf dem Computer war nicht mehr so mühsam.

Auch hier gab es natürlich Kritik, dass dies nur eine Kopie des Apple-Menüs von Macintosh sei. Aber das Startmenü war wohl einfacher zu bedienen und bequemer. Sie ähnelten sich insofern, als dass sie beide Systemmenüs waren, die dem Anwender Zugriff auf Anwendungen boten. Der Unterschied bestand allerdings darin, wie diese Anwendungen angezeigt wurden. Oftmals musste man seine bevorzugten Programme manuell zum Apple-Menü hinzufügen, indem man sie im Dateisystem suchen.

Das Startmenü von Windows übernahm diese Aufgabe für die Anwender. Und wenn sie dort etwas nicht haben wollten, konnten sie es jederzeit einfach wieder entfernen. Das war eine großartige Vorgehensweise für technisch nicht versierte Computerbenutzer und ersparte ihnen einen zusätzlichen Schritt bei der Navigation in einer Umgebung, mit der sie völlig unvertraut waren.

Die Taskleiste

Eine weitere bahnbrechende Funktion, die Windows zu bieten hatte, war die Taskleiste. Wenn man mehrere Programme benutzte, konnte man mit nur einem Klick zwischen ihnen hin- und herwechseln. Das ging viel schneller und einfacher als das Anwendungsmenü auf dem Macintosh oder anderen Betriebssystemen.

Plug & Play Funktionalität

Windows 95 hatte auch eine großartige Funktion, die als Plug and Play bekannt wurde. Sie hatte zwar viele Probleme, war aber ein brillantes Konzept, das sich in späteren Versionen als unverzichtbar erweisen sollte. Anstatt Hardware, wie z. B. einen Drucker, manuell installieren zu müssen, erkannte Windows diese automatisch und installierte die Treiber für Sie oder forderte Sie auf, dies mit einer CD-Rom zu tun.
Bei der Erstinstallation von Windows 95 wurde versucht, alle im System installierten Geräte automatisch zu erkennen.

Damals konnte ein System aus einer Vielzahl von Geräten bestehen, von denen einige automatisch konfiguriert werden konnten, während andere noch vollständig manuell über Jumper und DIP-Schalter eingestellt werden mussten. Durch den DOS-Unterbau von Windows 95 konnten PC-Systeme auf drei verschiedene Arten die benötigten Gerätetreibern laden:

  • nur Windows 95 Treiber über den Gerätemanager
  • über DOS-Treiber, die in den Konfigurationsdateien CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT eingebunden wurden
  • durch die gleichzeitige Verwendung von DOS-Treibern und Windows 95 Treibern über den Gerätemanager

Der Gerätemanager von Windows 95 konnte dem Anwender auch eine Auswahl verschiedener halbautomatischer Konfigurationen anbieten, um Ressourcen für Geräte freizugeben, die noch manuell konfiguriert werden mussten.

Unterstützung für 3D-Spiele und DirectX

Ende 1995 wurde geschätzt, dass der bekannte Spieltitel "Doom" weltweit auf mehr Computern installiert war, als Windows 95. Die Popularität des Spiels veranlasste Microsoft, eine Windows 95 Portierung von Doom zu entwickeln, um zu beweisen, dass das neue Windows auch fit für Spiele war.

Trivia: Das Team bei Microsoft, das Doom auf Windows 95 portierte, wurde von Gabe Newell geleitet [computerandvideogames.com / 28.09.2007], der später "Valve Software" mitbegründete und das berühmte Spiel "Half-Life" entwickelte. Er kontaktierte John Carmack und Jay Wilber von "id Software" und bot ihnen an, das Spiel auf Windows zu portieren und ihnen den Quellcode kostenlos zurückzugeben. [maxitmag / 19.03.2014]

Doom diente somit als Vorzeigeprodukt für die neue Schnittstelle "DirectX" und konnte in Auflösungen von 320x200, 320x240, 640x400 und 640x480 gespielt werden. Somit wurde DOOM95 mit dem Release am 20.08.1996 das erste veröffentliche DirectX Spiel überhaupt. In einem entsprechenden Promo-Video wurde es von einem "ingame" Bill Gates samt Schrotflinte selbst vorgestellt.

DirectX neue übergreifende Schnittstellensammlung ermöglichte es auch, Spiele exklusiv unter Windows 95 statt wie bisher unter MS-DOS zu betreiben, wie z.B. mit "Diablo":

Fun Fact: Die ursprüngliche Verkaufsversion von Windows 95 hatte DirectX noch nicht integriert, da es nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde. Es musste nachträglich installiert werden. Erst Windows 95 B (OSR 2) hatte DirectX in Version 2.0a integriert. Die letzte unter Windows 95 unterstützte Version ist DirectX 8.0a.

Internetzugang

Und schließlich war die wohl größte Funktion von Windows 95 der einfache Zugriff auf das Internet. Das war an sich nichts revolutionäres, da die meisten Mainstream-Betriebssysteme zu dieser Zeit bereits über diese Funktion verfügten.
Aber das spielte keine Rolle, denn es gab einen weiteren entscheidenden Grund:

 

3. Der richtige Zeitpunkt

Ein großer Teil eines erfolgreichen Projekts lässt sich darauf zurückführen, wenn es zur richtigen Zeit herauskommt und Windows 95 ist da keine Ausnahme.

Die 1990er Jahre waren ein ganz besonderes Jahrzehnt, weil es sich historisch gesehen in zwei verschiedene Epochen unterteilt lässt und 1995 eine echte Zäsur stattfand.

In den frühen Neunzigern, etwa von 1988 bis 1994, gab es so etwas wie eine Prä-Internet-, Kassettendeck- und MTV-Grunge-Ära der Neunziger. Sie ist immer noch sehr stark von den 1980er Jahren beeinflusst, weil ein Jahrzehnt in gewisser Weise nicht viel Zeit hat, sich selbst zu identifizieren.

In der Zeit von 1996 bis 2002 beginnen sich die Neunziger Jahre wirklich zu verfestigen. Es war eine Ära voller AOL-CDs, Boygroups und einer .com-Blase. All diese Trends schließen sich nicht gegenseitig aus, aber wenn man das Jahrzehnt aus dem heutigen Blickwinkel betrachtet, wird klar, welche Trends in welchen Zeiträumen Priorität hatten.

1995 liegt genau in der Mitte.

Es ist der Übergangspunkt zwischen diesen beiden Epochen und verkörpert im Wesentlichen beide Merkmale dieser Zeiträume.

Natürlich könnte man nun denken, dass beim Autor dieser Zeilen eine Schraube locker ist, wenn er von zwei aufeinanderprallenden Epochen spricht und man könnte tatsächlich Recht haben, da man dieses Argument für jedes Jahrzehnt anführen könnte. Aber gerade die Neunzigerjahre waren eine kulturelle Revolution, so wie die Sechzigerjahre eine technologische Revolution waren. Die Definition des genauen Zeitraums, sowie des Beginns und Endes der Epoche ist völlig subjektiv. Aber es könnte eine Erklärung für die Gedanken und Verhaltensweisen der Menschen zu dieser Zeit sein.

Im Jahr 1995 war klar, dass das Internet eine große Entwicklung nehmen würde. Es war das Jahr, in dem die meisten Menschen es gerade erst kennen lernten. Und um auf das einflussreiche Marketing zurückzukommen: Windows 95 diente als einfaches Tor zum "World Wide Web". Man musste kein Computerfreak sein, um es zu benutzen. Bei anderen Betriebssystemen war das nicht der Fall.

Windows 95 war nicht das einzige Betriebssystem, das das Internet unterstützte, aber jeder kannte es als das Betriebssystem, das das Internet unterstützte.

Im Jahr 1999 nutzten oft auch die eigenen Eltern das Internet. Das konnte man 1992 noch nicht behaupten. Es ist klar, dass das Internet Ende der 1990er Jahre unweigerlich einen Boom erleben würde, aber Microsoft war klug genug, um den Weg dahin zu ebnen. Windows 95 hat die wachsende Popularität des World Wide Web nicht ausgelöst, aber es war Teil davon. Es war sowohl ein Katalysator dessen, als auch ein Wegbereiter.

Wenn man das Gesamtbild betrachtet, wird klar, warum Windows 95 so populär war und warum es uns auch heute noch so beeinflusst. Sein Marketing ermöglichte es, dass "Personal Computer" noch persönlicher wurden, als sie es ohnehin schon waren. Es machte abstrakte und anfangs komplizierte Dinge, wie ein Betriebssystem, für die meisten Menschen handhabbar.

Die Maßstäbe die vom Windows 95 Design gesetzt wurden, schafften einen Präzedenzfall, wie ein Betriebssystem künftig aussehen und sich anfühlen sollte. Das Timing war der letzte ausschlaggebende Punkt, der Windows 95 zu diesem technologischen Phänomen machen sollte. Viele Funktionen, die in Windows 95 eingeführt oder zumindest hervorgehoben wurden, sind auch heute noch in vielen Betriebssystemen zu finden. Funktionen, die wahrscheinlich nie geändert werden müssen, weil sie so praktisch und zeitlos sind.

Windows 95 war das Betriebssystem, mit dem Microsoft endlich seinen "Sweet Spot" gefunden hatte. Und alle zukünftigen Versionen würden im Grunde nur darauf aufbauen und es besser machen.

Microsoft hat es erfolgreich geschafft, uns seither immer wieder mit neuen Iterationen von Windows zu "erschüttern".





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