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Der PC-Spiele Reiseführer für extravagante Orte und Welten

Update: 13.01.2025 | Erstellt: 13.01.2025 von creopard

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Nur einen Mausklick entfernt, bieten Computerspiele die einfache Möglichkeit in fantastische Welten abzutauchen.

So können unzählige spannende Orte in Computerspielen bereist und erforscht werden. Allerdings beziehen sich Spiele oft auf real existierende Städte oder Regionen. Anders herum haben es auch imaginäre Orte erfolgreicher PC-Spiele geschafft, ihr (fiktives) Pendant in der echten Welt erst bekannt zu machen. Sei es durch Popkultur, Musik oder Memes.

Einige interessante Exemplare davon haben wir uns heute herausgepickt und schauen uns an, was den ein oder anderen Ort besonders macht. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind dabei fließend, wenn sich reale und historische Details geschickt verpackt wiederfinden.

Das hier angehäufte unnütze Wissen, wird als Telefonjoker bei "Wer wird Millionär" wahrscheinlich wenig weiterhelfen, aber es kann auch nicht Schaden, interessante Zusammenhänge näher zu erkunden.

In diesem Sinne: "Stay awhile and listen..."


1. "Rosenburg Ob Der Zauber" (aus Dungeon Keeper)

Wie? "Rothenburg ob der Tauber", das für seine mittelalterliche Architektur bekannt ist? - Nein!

Für die volksetymologische Neubildung dieses bekannten Städtenamens in "Rosenburg Ob Der Zauber" sind die Macher von Dungeon Keeper (1997) verantwortlich. In der deutschen Fassung dieses PC-Spiels wurden für die verschiedenen Levelbezeichungen entsprechende deutsche Ortschaften und Begriffe verwendet. Die Namen der Ortschaften stellen hier die einzelnen Level dar, die es zu erobern gilt. Als Mix aus Rollenspiel, Echtzeitstrategie und Wirtschaftssimulation geht es in Dungeon Keeper darum, als "Kerkermeister" einer Unterwel seinen Dungeon und die monströsen Bewohner so zu managen, dass man im Spielverlauf die anstürmende Heldenschar der Oberwelt besiegt und damit das Level gewinnt.

Besonders hervorzuheben ist hier Level 5 "Rosenburg Ob Der Zauber", das sich offensichtlich an die Stadt "Rothenburg ob der Tauber" anlehnt.

Was macht die Stadt "Rothenburg ob der Tauber" so besonders?

Ihr Wahrzeichen, das "Plönlein" (siehe Foto) hat in der PC-Spiele Gemeinde schon zu Spekulationen geführt hat, ob es eine Anspielung auf "Mêlée Island" aus "The Secret of Monkey Island" ist:

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Bild: Reddit.com/r/MonkeyIsland

Würde man beides kombinieren, könnte es wohl so aussehen:

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Bild: fabiorcomplejo @Steamcommunity (2017)

Doch leider hat sich das als reiner Zufall herausgestellt, den "Ron Gilbert" (Schöpfer von Monkey Island) selbst bestätigt hat, er wolle den Ort aber auch einmal besuchen. Trotzdem ist es zu einem kleinen Internetphänomen geworden und zieht seitdem ganz neue Touristen an.

Was macht das Level "Rosenburg Ob Der Zauber" so besonders?

Zum ersten Mal steht man hier einem feindlichen Keeper gegenüber, dessen Dungeonherz zerstört werden muss, um das Level zu gewinnen.

Der Erzähler in Dungeon Keeper beschreibt den Ort auf der Übersichtskarte wie folgt:

"Krieg und Hunger haben diese Hinterwäldlersiedlung bisher nicht erreicht, so dass die Bewohner vom Zweck echten Schmerzes und Verlustes noch keine Ahnung haben. Es ist unerträglich, dass die Meisten an Altersschwäche sterben."

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Bild: Dungeon Keeper Level Map mit Level 5 / Bullfrog

Dungeon Keeper selbst ist eine komplette Parodie und steckt z.B. voller Anspielungen auf andere Spieletitel. So ist etwa der Endboss in Dungeon Keeper der Avatar aus Origins "Ultima 8: Pagan". Eine Goldmine im 6. Level sieht von oben aus wie PacMan und erst 2014 (also 17 Jahre nach Veröffentlichung des Spiels) hat man im Quelltext der Datei "KEEPER.EXE" folgende Botschaft des geschlauchten Entwicklers Jonty Barnes entdeckt:

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Bild: Screenshot der KEEPER-EXE Datei (Klick zum Vergrößern)

Weitere Beispiele für verballhornte Namen deutscher Städte und Begriffe, die als Dungeon Keeper Level benutzt wurden:

  • Level 3 "Herzlich Hollstein": Anlehnung an Schleswig-Holstein
  • Level 11 "Heimathof Titisee": Titisee-Neustadt
  • Level 13 "Badener Land": Anlehnung an Baden-Württemberg
  • Level 19 "Dudenhöfen": Dudenhofen in Rheinland-Pfalz gibt es tatsächlich und ist bekannt für den Dudenhofener Sturzbecher
  • Level 20 "Vogelsang": Vielleicht ist hier der Stadtteil von Mannheim namens "Vogelstang" gemeint? (In Anlehnung an den alten Gewannnamen "Vogelstang" zeigt das Logo des mannheimer Stadtteils einen stilisierten Vogel auf einer Stange)

Die Eindeutschung der Level-Namen wurde im offiziellen Addon "Deeper Dungeons" leider nicht mehr fortgeführt.

 

2. "Prypjat" (aus S.T.A.L.K.E.R.)

Wer in den 1980er Jahren in Europa aufgewachsen ist, hat den Atomunfall von Tschernobyl in der damaligen UdSSR im April 1986 zwangsläufig miterlebt. Die Eltern begannen danach sich (aus kindlicher Sicht) irgendwie seltsam zu verhalten. Wenn es regnete, durfte man nicht mehr draußen spielen und Pilze sammeln im Wald war ab sofort tabu. Radioaktivität: Kindern etwas begreiflich zu machen, was man weder sehen, hören, reichen, schmecken noch fühlen kann, stellt jedes Elternteil vor eine Herausforderung. Und doch hat diese "unbeschreibliche Strahlung" eine immense Auswirkung auf alle Lebewesen. Noch heute wird den tapferen Liquidatoren von Tschernobyl erinnert, die unter Einsatz ihres Lebens schlimmeres verhindert haben. Vielleicht ist es gerade diese von Menschenhand geschaffene Tragödie, was die Faszination an Tschernobyl ausmacht.

Etwas, das mit den menschlichen Sinnen nicht erfasst werden kann, bietet gleichzeitig den perfekten Stoff für eine Fernsehserie oder ein Computerspiel wie S.T.A.L.K.E.R.

Dazu gehört auch die tatsächlich existierende ukrainische Trabantenstadt Prypjat, die in der 30 Kilometer-Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Tschernobyl liegt. Sie wurde am 4. Februar 1970 gegründet und war bis ins Jahr 1986 von knapp 50.000 Menschen bewohnt, die hauptsächlich im nahegelegenen Atomkraftwerk arbeiteten. Heutzutage wohnen (wieder) einige hundert Bewohner illegal ("Samosely") in der Sperrzone, die sich nach wie vor weigern die verstrahlte Gegend zu verlassen.

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Bild: Aufnahmen vom Dach eines 16-stöckigen Gebäudes in Prypjat mit Blick auf das Atomkraftwerk und das gelbe Riesenrad (Mitte-links) (Klick zum Vergrößern) / von Christina Schäfer (2016)

Die sehr erfolgreiche Computerspielserie S.T.A.L.K.E.R. des ukrainischen Entwicklerstudios "GSC Game World" (GSC) spielt in dem post-apokalyptischen Gebiet rund um die Tschernobyl-Sperrzone. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle eines sogenannten "Stalkers", der in dieser Umgebung eine ihn betreffende Geschichte zu lösen versucht. Das Spiel kombiniert Survival-Horror-, Rollenspiel-, sowie Ego-Shooter Elemente und bietet eine offene Welt, in der der Spieler Quests erfüllt, mit anderen Charakteren interagiert und sich gegen verschiedene Bedrohungen, wie Monster und rivalisierende Stalker, behaupten muss. Die getroffenen Entscheidungen beeinflussen dabei den Verlauf des Spiels. Die Erkundung der Zone ist dabei ein zentraler Bestandteil des Spielerlebnisses.

In der Reihe sind bisher folgende Teile erschienen:

  1. S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl (2007)
  2. S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky (2008)
  3. S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat (2009)
  4. S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl (2024)
    (Aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine, hat man sich 2022 bei GSC dazu entschieden, die russische Sprachausgabe aus "S.T.A.L.K.E.R. 2" zu entfernen und nur noch russische Untertitel anzubieten. So wurde auch der Titel angepasst: "Chornobyl" ist die ukrainische Schreibweise, "Chernobyl" hingegen die Russische. Im deutschen Sprachgebrauch ist nach wie vor "Tschernobyl", aus der russischen Transkription "Черно́быль", gebräuchlich.)

 

Was macht "Prypjat" so besonders?

Auf die Stadt wird sowohl im ersten Teil "Shadow of Chernobyl", als auch im dritten Teil "Call of Pripyat" Bezug genommen. Im ersten Teil muss man sich durch "Prypjat" durchschlagen, um zum Atomkraftwerk (= letztes Level) zu kommen. Im dritten Teil verkörpert die Stadt selbst das letzte Level und wird im Vergleich mit dem ersten Teil "Shadow of Chernobyl" viel genauer dargestellt. Laut eigener Aussage, hat sich ein Team des Entwicklerstudios "GSC Game World" im Jahr 2004 selbst nach "Prypjat" begeben. Mit den dort geschossenen Fotos und Videos konnten sie Gebäude und Einrichtungen wie z.B. das Duga-Radar im Spiel originalgetreu nachbauen.

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Bild: Rummelplatz mit Riesenrad / Mads Eneqvist (2021)
(Klick zum Vergrößern)

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Bild: Nachgebautes Riesenrad in S.T.A.L.K.E.R. 2 / GSC
(Klick zum Vergrößern)

Nach dem Super-GAU wurden die Bewohner der Stadt erst 36 Stunden später mit 1200 Bussen innerhalb von 2 Stunden evakuiert. Durch die Evakuierung mussten sie ihr meistes Hab und Gut weitgehend zurücklassen. Da durch die Kontamination mit radioaktiven Stoffen auch keiner der Bewohner mehr zurück kommen konnte, wurde das Leben in Prypjat quasi im Originalzustand "eingefroren" und der Natur überlassen.
Da es am 01. Mai 1986, also kurz vor dem Unfall einen Rummel in der Stadt geben sollte, steht dort auch heute noch ein zerfallener Rummelplatz mit seinem ikonischen Riesenrad, einem Autoscooter, einer Schiffschaukel und einem Karussell.

Bildergalerien: 

Heutzutage ist Prypjat eine Geisterstadt in der aufgrund der anhaltenden radioaktiven Strahlung verständlicherweise niemand mehr leben möchte. Mittlerweile ist sie allerdings ein beliebter Publikumsmagnet für viele abenteuerlustige Touristen geworden, die ihre Trips durch die Stadt unter dem Schlagwort "Lost Places" auf YouTube teilen. S.T.A.L.K.E.R. hat übrigens einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Zone rund um Tschernobyl eine richtige Touristenattraktion geworden ist.
Die Gegend hat sich mittlerweile auch zu einem Paradies für Wildtiere gemausert. Im prypjater Umland lebte z.B. ein zutraulicher Fuchs namens "Simon", der ein beliebtes Motiv für Fotografen wurde:

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Bild: Fuchs "Simon" vor dem Riesenrad

Zu wild lebenden Hunden, die rund um Tschernobyl leben gibt es sogar eine wissenschaftliche Abhandlung.

Fun Fact: Den sagenumwobenen "Wish Granter" (deutsch "Wunschgönner") aus "Shadow of Chernobyl" gibt es trotz seines Google Map Eintrags (wahrscheinlich?) nicht. (Mittlerweile wurde der Google Maps Eintrag entfernt.)

 

3. "New Detroit" (aus Wing Commander Privateer)

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Bild: "Detroid Aglow" Postkarte aus den 1970er Jahren

Es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, dass sich der Industrieplanet "New Detroit" im Spiel "Wing Commander Privateer" auf die amerikanische Stadt "Detroit" im US-Bundesstaat Michigan bezieht.

Was macht "Detroit" so besonders?

Die Industriestadt "Detroit" (aus dem französischen "détroit" = Meerenge) wird wegen ihrer Bedeutung in der Automobilindustrie auch als "Motor City" bezeichnet, da hier die Automobilgrößen "GM", "Ford", "Crysler" und sogar "VW" vertreten sind. Sie ist gleichzeitig auch die größte Stadt im Bundesstaat Michigan.

Während einer Krise der Automobilwirtschaft in den 1980er Jahren wurde Detroit zum Sinnbild des Untergangs einer Industriestadt. Genau dieses kaputte, zerrüttete, kalte und bedrohende Setting ist der Ausgangspunkt des fiktiven "New Detroit".

Mit dem seit über 40 Jahren zelebrierten "Detroit Aglow" möchte Detroit sein Stadtzentrum besonders hervorheben:
"1984 waren die Zeiten hart, Unternehmen und Einwohner zogen aus der Stadt weg. Die Stadt erholte sich gerade von der Rezession, als die Automobilwerke innerhalb der Stadtgrenzen schlossen. Diese und andere Faktoren trugen zu einem Rückgang von Entwicklung und Wachstum bei." Mit dem "Detroit Aglow" wollte man buchstäblich ein Zeichen setzen, um wieder eine positive Außenwirkung zu entfalten.
Ziel war es, "die Gemeinschaft zu feiern und die Menschen zu ermutigen, eine einladende und ansprechende Innenstadt zu erleben".

Was macht "New Detroit" so besonders?

Im Spiel "Wing Commander: Privateer" steuert man einen Charakter namens Grayson Burrows, der Kampfmissionen sowie Handels- und Schmuggelaufträge in den gesetzlosen Weltraum-Weiten des Gemini-Sektors, weit entfernt von den Fronten des eskalierenden Terran-Kilrathi-Krieges übernimmt. Man kann sein Raumschiff aufrüsten, zu über 60 Sternensystemen reisen und gegen Piraten, Kopfgeldjäger, Kilrathi und sogar Streitkräfte der Konföderation kämpfen. Eingebettet in diesen Open-World Ansatz ist eine komplette Story um eine außerirdische Rasse.

Der Industrieplanet "New Detroit" markiert den Auftakt der eigentlichen Story im Spiel. In der Bar trifft man auf die Figur Sandoval, der dem Spieler ein außerirdisches Artefakt übergibt. Ab da nimmt die ingame Story Ihren Lauf.

"New Detroit" wird als düstere Gegend dargestellt, in der es immer dunkel ist und andauernd regnet. In seiner Inszenierung erinnert es stark an den Film "Blade Runner". Auf dem Planeten gelandet, sieht man zunächst den Landeplatz, der von einer Häuserschlucht umgeben und mit einer bedrückenden Midi-Musik untermalt wird. Wechselt man dann auf das "Street Level", erscheint eine von Neonreklame verzierte Straße, auf der gerade ein Auto in die Luft startet und über den Spieler hinwegfliegt.

Ausschnitt aus der Szene:

Eingebettetes YouTube Video: Wenn Sie das Video anklicken, erklären Sie sich mit den Datenschutzbestimmungen von Youtube und den unseren einverstanden.
Link zum Video: https://youtu.be/vvYeziptj0Y

Diese Szenerie ist eine großartige Hommage an die echte "Motor City", als Herzstück des automobilen Amerikas. Von "Flugtaxis" träumen ja mittlerweile viele, Privateer hatte sie schon 1993.

Fun Fact: auch heute beschäftigt Privateer noch die Gemüter. Hier hat jemand schöne Weltraumkarten mit einem Diagramm-Editor erstellt und sich Gedanken gemacht, wie man die einzelnen Planeten und deren gegenseitige Verbindungen in eine korrekte mathematische Ebene (Euclidean plane) setzen könnte.

 

4. "Sarajevo" (aus Command & Conquer)

Die heutige Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina beherbergte nicht nur den fiktiven "Tempel von NOD" aus dem PC-Spiels Command & Conquer, sondern ist auch aus historischer Sicht sehr interessant.

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Bild: gerenderter "Tempel von Nod" aus einer C&C1-Cutscene / Westwood (1995)

Command & Conquer (C&C 1) begründete nach Dune 2 das damals neue Genre "Echtzeitstrategie". In Echtzeitstrategiespielen bauen die Spieler in der Regel Ressourcen ab, errichten Basen, rekrutieren Einheiten und bekämpfen ihre Gegner - alles gleichzeitig. Die Einführung von Zwischenszenen mit echten Schauspielern war 1995 noch ein Novum und verlieh C&C eine cineastische Handlung. Zudem hatte das Spiel einen Multiplayer-Modus, um gegen andere (menschliche) Spieler über Modem oder in einem IPX-Netzwerk anzutreten. Im Spiel kann man sich für jeweils eine der beiden Seiten entscheiden: die "Bruderschaft von NOD" (= "die Bösewichte") und die "Global Defense Initiative (GDI)" ("die Guten").

In C&C 3 "Tiberium Wars" gab es auf Seiten der "Bruderschaft von NOD" eine Fußtruppen-Einheit namens "Schwarze Hand", die mit einem Flammenwerfer bewaffnet war. Diese Einheit gab es bereits im ersten C&C "Der Tiberiumkonflikt" und konnte in der Kaserne namens "Hand von Nod" gebaut werden.
Allerdings bezeichnet der Begriff "Schwarze Hand" auch einen serbischen Geheimbund, der beim Attentat von Sarajevo eine entscheidende Rolle spielen sollte.

Hier sind ziemlich viele "Hände" im Spiel! Zufall? Eher eine interessante Verstrickung von Fakt und Fiktion, denn in der letzten GDI-Mission von C&C "Tiberiumkonflikt" wird das reale Attentat vom GDI-General "Sheppard" direkt angesprochen (YT-Video).

Was ist an "Sarajevo" so besonders?

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Bild: Plakat am Museum von Sarajevo (2014) / Wikipedia von Mastrchf91

Mit diesem Attentat wurde Franz Ferdinand, der Erzherzog von Österreich-Ungarn am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet. Diese Tat führte zu einer Kette von Ereignissen, die schließlich im Ersten Weltkrieg mündeten. Österreich-Ungarn sah die Ermordung ihres Thronfolgers als eine direkte Bedrohung und wollte seine Machtposition sichern. In der Folge stellte es Serbien (allerdings erst einen Monat später) ein Ultimatum, das Serbien nur mit Einschränkungen annahm und das Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 zum Anlass für die Kriegserklärung an Serbien nahm.

Die komplexen Allianzen und politischen Spannungen in Europa trugen zur Eskalation bei. Länder wie Deutschland, Russland, Frankreich und Großbritannien waren durch verschiedene Bündnisse miteinander verstrickt, so dass sich der Konflikt schnell zu einem umfassenden Krieg ausweitete.

Damit kommt Sarajevo eine entscheidende Bedeutung in der weltpolitischen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu, die mit Ende des ersten Weltkriegs vor allem für Deutschland weitreichende Folgen hatte. Deutschland zahlte noch bis Oktober 2010 Reparationszahlungen (finanzielle Leistungen für Kriegsschäden) an die Siegermächte.

 

5. "Tristram" (aus Diablo)

Als eingefleischter Fan des Brettspiels "HeroQuest" hat mich Diablo 1996 natürlich total geflasht. Im Prinzip war es das Brettspiel nur irgendwie "in echt". Der Abstieg in einen dunkeln Dungeon, das Suchen nach Schätzen und Gegenständen (neudeutsch: "looten"), sowie das Abmetzeln verschiedener Monsterhorden machte schon mit einem Brettspiel viel Spaß.

Mein damaliger 486DX-2 66 war leider zu schwachbrüstig, um das PC-Spiel unter Windows 95 hinreichend schnell auszuführen. Deshalb zockte ich es immer bei einem Freund, der einen Pentium 90 und ein 14,4K Modem sein eigen nennen konnte. Über das Modem war es möglich, Diablo mit anderen Spielern über das Internet Battle.net zu spielen. Doch leider hatten frühe Versionen von Diablo & Battle.net gravierende Bugs, die viele Online-Spieler zum Schummeln nutzten.   Neben der Verdopplung von Gold, dem "Townkill Cheat" gab es auch die Möglichkeit besondere gegenstände von anderen Spielern zu klauen. Das schmälerte den Online-Spielspaß recht arg, wenn man übermächtigen "Player Killern" gegenüberstand.

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Bild: Der Ort Tristram in voller Pracht / Blizzard (Klick zum Vergrößern)

Was ist an "Tristram" so besonders?

Mit seiner Spielfigur landete man direkt im kleinen Dorf namens Tristram, das laut Diablo-Timeline im Jahr 1025 gegründet worden sein soll. Die Entwickler hatten es damals in einer mittelalterlich irisch anmutenden Landschaftskulisse angesiedelt. Tristram ist eine alternative Schreibweise für den gebräuchlicheren männlichen Vornamen "Tristan". Tristan, auch als Tristram bekannt, war einer der Ritter der Tafelrunde der Artussage. Berühmt wurde dieser in der Tristan-Legende durch seine fatale Liebe zu Isolde

Von diesem unscheinbaren Dorf aus machte man sich also entweder als Zauberer, Bogenschützin oder Krieger (mit dem Addon "Hellfire" auch als Mönch) direkt auf den Weg in die nahegelegene Kathedrale, um von dort in die tieferen Dungeons abzusteigen. Auf Level 2 wartete bereits der "Butcher" auf den frommen Spieler. Ohne zusätzliche Ausrüstung wurde man relativ schnell dahingemetzgert

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Bild: der "Butcher"
Blizzard

Tristram war sowohl Startpunkt als auch Rückzugsort zum Verschnaufen, Kaufen/Verkaufen verschiedener Gegenstände und auch der Ausgangspunkt neuer Quests.

Als wichtiger Handlungsort, stand Tristram auch für den Kampf zwischen Gut und Böse im Diablo-Universum. Die Oberwelt mit ihren Non-Player Characters (NPCs) tritt in Vertretung mit dem Spieler gegen eine mit Monstern gefüllte Unterwelt an, in der letztendlich doch das Böse siegt, gerade weil man den Endboss bezwungen hat. Dieser Plot-Twist war so allerdings nie beabsichtigt (siehe Fun Fact #3).

Mit dem wirtschaftlichen Erfolg von Diablo 1 (1996) war es natürlich absehbar, dass es diverse Nachfolgespiele gab, wie Diablo II (2000), Diablo III (2012), Diablo II: Resurrected (2021) und Diablo IV (2023). In allen Versionen von Diablo ist Tristram erstaunlicherweise immer noch Teil der Story. Auch in der Form, dass der Ort nach wie vor besucht werden kann oder Teil einer Quest ist. Tristram wurde in Diablo 2 als zerstört betrachtet und erhielt eine eigene Quest in der Deckard Cain befreit werden sollte. In Diablo 3 wurde mit Neu-Tristram nochmal Bezug auf das ursprüngliche Dorf genommen, da es unweit seiner Ruinen erbaut wurde.

Oft wurde darüber gerätselt, warum es in Tristram Kühe gibt, die nur muhen wenn man sie anklickt. Schnell bildete sich die Legende eines geheimen Kuh-Levels in Diablo 1, das dadurch erreicht werden konnte, wenn die Kühe eine bestimmten Anzahl von Mausklicks erfahren. Die Entwickler griffen die Idee auf und bauten in Diablo 2 tatsächlich ein geheimes Kuh-Level ein in dem man gegen den "Kuh König" und seine Schergen kämpfte. Das "Cow level" hat sogar seinen eigenen Wikipedia-Eintrag bekommen.

Wenn der Protagonist in Tristram umherwandert, wird in Diablo ein ganz bestimmtes Musikstück des Komponisten Matt Uelmen gespielt. Mittlerweile ein legendärer Klassiker bei Videospiel-Soundtracks besticht das sogenannte "Tristram Theme" hierbei durch seine ungewöhnliche Melodie aus dissonanten Akkorden, sowie einer treibenden Gitarre. Dieses melodische Thema wurde in den anderen Teilen auch immer wieder aufgegriffen und gecovert.

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Link zum Video: https://youtu.be/_9w_15QT_vk

Leider kann man Tristram nur virtuell bereisen, es sei denn es findet sich ein düsteres Städtchen irgendwo in Irland, das als Vorlage gedient haben könnte. Aber Tristram scheint auch den Entwicklern von Diablo nach fast 20 Jahren immer noch keine Ruhe zu lassen, da sie immer wieder darauf Bezug nahmen.

Fun Fact #1: Diablo-Entwickler David Brevik verriet auf der Game Developers Conference 2016 (GDC), dass er das PC-Spiel nach einem Berg in Kalifornien benannte, dem Mount Diablo.

Fun Fact #2: Verschiedene Design-Dokumente von Mitgliedern des Diablo Entwicklerteams umreißen auch Ideen für verschiedene Nebenquests, die es nicht ins fertige Spiel geschafft haben. Eine dieser Quests ist "Die Verlassenen Minen": (Quelle: "Stay Awhile and Listen: Book I" von David L. Craddock)

"Das Betreten der zweiten Ebene der Höhlen löst ein besonderes Ereignis in Tristram aus. Nach der Rückkehr an die Oberfläche kämpft der Spieler gegen eine Horde von Monstern, während die Einwohner von Tristram in ihren Häusern und Geschäften kauern. Die Einwohner tauchen wieder auf, nachdem der Spieler den letzten Eindringling getötet hat und vermuten, dass die Monster aus einem verlassenen Minenschacht im Norden der Stadt stammen könnten. Der Spieler muss in den Dungeon zurückkehren, den unbenutzten Erdbebenzauber finden und ihn auf den den Minenschacht anwenden, um ihn zu zerstören."

Fun Fact #3 (Spoiler): In der Schlusssequenz von Diablo tötet der Protagonist schließlich den Endboss Diablo und rammt sich dann den Seelenstein in die Stirn. Das war von Blizzard ursprünglich weder geplant noch beabsichtigt. Auch dazu hat sich David Brevik auf der GDC 2016 geäußert:

"Wir sehen uns es an, er stirbt, und dann... Er rammt sich den Edelstein in die Stirn, und wir fragen uns alle: „Was zum Teufel haben wir da gerade gesehen? Was war das denn? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! War das cool? Ich weiß nicht so recht.
Wir hatten also einen kleinen Streit darüber, ob wir das haben wollten oder nicht und ob das nicht das offizielle Ende sein könnte. Es war auch ziemlich umstritten und überhaupt nicht geplant, dass dies das Ende des Spiels sein sollte. Aber in vielerlei Hinsicht hat es sich als sinnvoll herausgestellt, weil man das Spiel immer wieder spielen kann - es hat diese seltsame Geschichte aufgebaut, die nicht wirklich etwas mit der Wahrheit zu tun hat, um zu zeigen, dass Diablo immer noch existiert. Aber das war so eine Art Prämisse: Du wirst zu Diablo, und jetzt muss ich deinen alten Herrn besiegen und das war irgendwie die Idee dahinter. Ob das nun wirklich funktioniert hat oder nicht, oder was es bedeutet, oder was es zu der Zeit bedeutet hat, oder nein, es hat keinen Sinn gemacht. Und dann war das einfach so. Es war nie unsere Absicht, das zu tun, aber so war es nun einmal. Und so ist es geblieben und eigentlich bin ich jetzt, wenn ich zurückblicke, ganz glücklich damit. Es ist einfach seltsam genug, um sich daran zu erinnern."


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